„Am 7. Mai 1933 wurde ich Mitglied der SA [Standarte 115 in Darmstadt] […] In der Nacht vom 9. auf 10. November wurde ich telefonisch zu M. gerufen. Mit einem PKW fuhr ich M. zur Standarte und anschließend erhielt ich den Befehl von M., den Hauptsturmführer K. aus seiner Wohnung zu holen. Nachdem fuhr ich M. und K. nach der Obergasse zu dem B. Dieser wurde geweckt und M. sowie K. begaben sich in das Lokal des B. Ich erhielt dann den Befehl den A. B. zu holen, der damals in der Heinrichstr. wohnte. Ich weckte denselben und fuhr wieder zurück zur Obergasse, wo M. einstieg und wir zur Standarte fuhren. Nach einiger Zeit kam M. aus dem Büro der Standarte heraus und ich musst ihn nacheinander zu folgenden Plätzen fahren:
- Synagoge in der Bleichstraße in Darmstadt
- Synagoge in der Friedrichstraße in Darmstadt
- Synagoge in Darmstadt-Eberstadt
- Synagoge in Griesheim b. Dst.
- Synagoge in Gräfenhausen bei Dst.
Bei allen bezeichneten Synagogen besichtigte M. die Zerstörung an den Synagogen, während ich im Auto sitzen blieb.[…] Unser Aufenthalt an den einzelnen Synagogen währte immer nur kurze Zeit, man kann sagen Augenblick. Aus diesem Grund kann ich keine genauen Angaben machen über die Größe der Zerstörungen. Nachdem unsere Rundfahrt beendet war, fuhr ich wieder nach Darmstadt zur Standarte.“
Zeugenaussage, H.R., Darmstadt Juli 1946
„Im Frühjahr 1934 wurde ich Mitglied der SA. In der Nacht vom 9. Auf 10. November wurde ich von dem ehemaligen Hauptsturmführer K. geweckt. Ich wohnte damals in der Beckstr. 14. K. sagte zu mir, ich solle gleich in Zivil zu B. in die Obergasse kommen, bei dem das Sturmlokal des Pioniersturms war. […] Nach einer Weile kamen Standartenführer M, K. und K. Auf andere Personen kann ich mich heute nicht mehr erinnern. […] Nach einiger Zeit brachen wir auf und ich fuhr in dem Auto des B. mit nach der Synagoge in der Bleichstraße […] Vor der Synagoge Bleichstraße hielten wir und K sowie B und dessen Sohn A nahmen aus dem Auto Äxte u. Kreuzhacken mit. Ich vermute, dass diese drei in die Synagoge eindrangen, gesehen habe ich dies nicht. […]
Ich selbst blieb beim Auto und nach einiger Zeit kamen die drei Genannten zurück. Dann fuhren wir zur Synagoge Friedrichstraße […] Ich blieb vorerst beim Auto und hörte, dass aus der Synagoge dumpfe Schläge kamen, die von den Zerstörungen in der Synagoge herstammten. Nach einiger Zeit ging ich selbst in die Synagoge, um mir die angerichteten Schäden anzusehen. Dort sah ich zertrümmertes Mobiliar und diese brannten. […] [nach der Zerstörung und Anzündung der Synagoge in Eberstadt fuhren sie] noch einmal nach der Synagoge in der Friedrichstrasse. Dort war alles von der Polizei abgesperrt und die Synagoge brannte lichterloh.“
Zeugenaussage, W.H. Juli 1946
„Ich gehörte seit November 1933 der SA an. […] Am 9. November 1938 in den späten Abendstunden […] wurde an meiner Wohnung in der Darmstraße 6 gepfiffen. Da ich öfters nachts geweckt wurde, wenn Störungen im Rohrnetz zu beseitigen waren, ging ich an das Fenster, Als ich an das Fenster trat, wurde mir von einer Peron, die ich nicht erkannte, aus dem Auto zugerufen, ich solle sofort in die Wirtschaft B in der Obergasse kommen. Da dieses Lokal unser Sturmlokal war, begab ich mich dort hin. Da ich großenteils in Zivil zum Dienst ging, so zog ich auch heute keine Uniform an. Ich war aber erstaunt, als ich im Lokal eine Anzahl Sturmkameraden vorfand, die alle in Zivil waren. […]
Im Sturmlokal wurde eine kurze Ansprache gehalten, ich weiß nicht mehr genau, wer sprach [….] Es wurde gesagt, dass eine Aktion gegen die Synagogen geplant sei und wir Gelegenheit hätten, uns zu bewähren. Einzelheiten wurden nicht besprochen, es wurde der Befehl gegeben uns in kleineren Gruppen in die Bleichstraße zu begeben. Ich kann heute nicht mehr sagen, mit wem ich nach dort ging. Vor der Schule Ecke Grafenstraße und Bleichstraße warteten wir bis der Wagen mit K. und den anderen kam. B. und sein Sohn stiegen durch ein zerstörtes Fenster von der Bleichstraße aus in die Schule ein. […] Wir waren beauftragt [,] die Ansammlung Neugieriger zu verhindern. Nach einer Weile ging ich nach der Friedrichstraße. Ich sah die Tür offenstehen und wusste, dass schon Leute von uns drin waren. […] Nach einer gewissen Weile begab ich mich nach der Bleichstraße zurück, in der Absicht [,] nach Hause zu gehen. Die Synagoge brannte inzwischen und die Feuerwehr war an der Brandstelle, löschte aber nicht. […]“
Zeugenaussage, H.K. Juli 1946
Quelle: HStAD H 13 DA Nr. 906
Abbildung oben
Brennende Orthodoxe Synagoge, Bleichstraße Darmstadt. Ausschnitt aus Digitalisat HHStAW 3008/1, 13965.
Ludwig Kahn
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